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Besuch im NEST der EMPA

Zukunft zum Anfassen

von Lisa Flagmeier und Nikola Repke

Was ist das NEST überhaupt?

Der Name NEST steht für Next Evolution in Sustainable Building Technologies – also für die nächste Evolutionsstufe in nachhaltigen Gebäudetechnologien. Klingt erstmal abstrakt. Doch sobald man das Gebäude betritt, wird klar, worum es geht: Es ist ein echtes Reallabor, in dem neue Materialien, Systeme und Konzepte für umweltfreundliches Bauen ausprobiert werden – direkt am Menschen.

 

Seit 2016 bietet NEST Raum für Experimente: Start-ups, Universitäten oder Unternehmen können sich eine Etage oder Einheit mieten, um dort ihre Ideen praktisch zu testen. Es wird dort gewohnt, gearbeitet, geforscht und sogar Sport gemacht – umgeben von Materialien, die es (noch) nicht im Handel gibt.

 

Kreislaufwirtschaft ganz konkret

Was uns besonders beeindruckt hat: Fast alles im NEST ist aus wiederverwerteten Materialien gemacht – aber so clever eingesetzt, dass es modern und hochwertig wirkt. Hier ein paar Beispiele:

 

Arbeitsflächen aus gepressten PET-Flaschendeckeln

Wände aus alten Tetrapaks

Dachziegel aus einer Fehlproduktion, die sonst entsorgt worden wären

 

Stromproduktion direkt an der Fassade oder im Fitnessbereich durch Energiegewinnung beim Training

 

Ziel ist immer: Bestehende Ressourcen sinnvoll und schön weiterzunutzen. Wegwerfen? Nur, wenn es wirklich keine andere Option gibt.

 

Forschung, Alltag und neue Ideen unter einem Dach

Der Charme am NEST ist, dass Theorie und Praxis direkt zusammenkommen. Man lebt, arbeitet und bewegt sich inmitten dieser neuen Konzepte. Und genau das macht es so spannend: Nur wenn Materialien im Alltag funktionieren – also haltbar, funktional und ästhetisch sind – haben sie eine Chance, sich durchzusetzen.

 

Auch wenn das Gebäude bereits seit 2016 steht, sind viele der Einheiten dauerhaft belegt. Denn: Wer einmal anfängt, eine Idee zu testen, entwickelt oft gleich die nächste weiter. Einige der Konzepte aus dem NEST finden sich heute schon in Gebäuden ausserhalb des Forschungscampus – ganz selbstverständlich.

 

Offene Atmosphäre und neue Verbindungen

Unsere kleine Gruppe bestand aus sechs Personen – und wir wurden sehr herzlich empfangen. Der Leiter der Führung war offen für alle Fragen und schuf eine angenehme, lockere Atmosphäre. Auch spontane Gäste waren willkommen: Ein Mitglied aus einem anderen Naturschutzverein wurde kurzerhand dazu eingeladen.

 

Nach der Führung entstanden sogar neue Kontakte und Gespräche, die vielleicht in weiteren spannenden Projekten münden werden. Denn genau das macht NEST aus: Es ist nicht nur ein Ort für Technik – sondern für Austausch, Inspiration und gemeinsame Lösungen.

 

Fazit: Mehr als ein Gebäude

Das NEST ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie nachhaltiges Bauen heute schon Realität werden kann – wenn man mutig ist, Altes neu denkt und bereit ist, unkonventionelle Wege zu gehen. Uns hat der Besuch gezeigt: Die Zukunft des Bauens ist nicht mehr weit entfernt. Sie steht bereits in Dübendorf – und wartet darauf, weitergedacht zu werden.